Archiv der Kategorie: Würzburg

Logo

Lokal multimedial – 26 Liveblogs zur Zukunftsfähigkeit der Region

Heimat hat Zukunft heißt die neue crossmediale Serie der Mediengruppe Main-Post, die damit im Jahr 2015 ein neues lokaljournalistisches Format testet.

Alle 14 Tage besucht ein Reporterteam einen ausgewählten Ort im Verbreitungsgebiet und berichtet per Liveblog über die Zukunftsfähigkeit der Gemeinde. Aktuelle Fotos, Videos und Texte werden dabei mit historischem Archivmaterial und jeder Menge Infos zu dem jeweiligen Ort zu einem multimedialen Reportage-Mix gebündelt. Zum Einsatz kommt dabei das Liveblog-Tool des kanadischen Anbieters ScribbleLive.

Aus dem umfangreichen Livematerial, das auf der Startseite von mainpost.de und auf einer Microsite www.mainpost.de/heimat, opulent angekündigt wird, entstehen im Nachgang zwei Geschichten für die Tageszeitung. Ein Artikel befasst sich dabei mit den überregional relevanten Aspekten des Ortes. Diese Geschichte wird im Zeitungsmantel publiziert. In der jeweiligen Lokalausgabe entstehen aus dem Blog ein bis zwei Sonderseiten.

Insgesamt werden im Laufe des Jahres 26 Orte crossmedial portraitiert. Die Auswahl der jeweiligen Gemeinden erfolgte von den Reportern der jeweiligen Standorte, die nach einem Briefing zur Serie „Heimat hat Zukunft“ Orte ausgewählt hat, die entweder beispielhaft für Zukunftsfähigkeit stehen oder aufpassen müssen, vor den Herausforderungen der Zukunft nicht zu kapitulieren.

Durch die Möglichkeit, viele Videos, Bilder und Archivmaterial zusammenzufassen haben die Reporter insbesondere durch den Liveblog Gelegenheit, einen sehr unmittelbaren und facettenreichen Eindruck von den Ortschaften zu vermitteln.

Crossmediale Vermarktung

Der Anzeigenvermarkung gelang es gleich an mehreren Stellen, Kunden sinnvoll in das Projekt einzubinden. Für die Liveblogs konnte ein Hauptsponsor gefunden werden, der zwar in seinem Bereich zu den europäischen Markführern gehört, in der Region aber weitestgehend unbekannt ist. Ihm bietet die Serie vor allem die Möglichkeit, sich als verborgenen Champion zu präsentieren. Nutzen für den Werbekunden liegt vor allem darin, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren.

Als Co-Vermarktungspartner gewannen die Media-Verkäufer je drei weitere lokale Partner, die nur für den jeweiligen Liveblog aus ihrer Gemeinde als Werbepartner in Erscheinung treten. Eine gute Möglichkeit für kleine Betriebe, sich als Local-Heros zu inszenieren.

Auch die beiden Sonderseiten in den lokalen Printausgaben konnten gut an lokale Kunden vermarktet werden.

Das Lesermarketing nutzt die Serie, um vor allem bei Nicht-Lesern in den verschiedenen Orten direkt zu werben. Mit einer Steckaktion in Nicht-Leserhaushalten wird auf die Serie hingewiesen und ein entsprechendes Abo angeboten. Flankierend dazu wird am jeweiligen Live-Tag in manchen Orten ein Main-Post-Stand errichtet, an dem Leser die Reporter treffen können, aber auch Infos über den Hauptsponsor und mögliche Abo-Optionen erhalten.

Inszenierung lokaler Themen über die Kanäle Homepage, Zeitung und soziale Netzwerke

Crossmediales Arbeiten kann so einfach sein. Man nehme ein klassisches lokales Thema, wie es in jeder Stadt aufpoppen könnte: Das Programm-Kino muss in neue Räumlichkeiten umziehen. Zwei stehen zur Auswahl. Am Montag ist klar, Mittwochabend entscheiden die Mitglieder des Trägervereins, wo das neue Domizil entsteht.

Berichterstattung vor der digitalen Zeitenwende: Entscheidung abwarten, Entscheidung verkünden. Zitate der jeweiligen Befürworter der einen oder anderen Alternative sorgen für die Spannung im Text.

Berichterstattung im Web 2.0: Ein kurzer Text kündigt die Entscheidung auf der Homepage des Mediums an und verbindet dies mit einer Umfrage, die die Präferenz der Besucher abfragt. Via Twitter und Facebook wird die Umfrage beworben und geteilt. Zur Umfrgae finden sich weitere Links auf frühere Texte aus dem Archiv, die das Thema ausführlich besprechen.

Am Dienstag stehen in der Zeitung der Hinweise auf die Entscheidung und auf die Umfrage sowie auf das Video, das gegen Mittag online gestellt wird, in dem die beiden potenziellen Heimstetten des Kinos von ihren jeweiligen Befürworten präsentiert wird. Die Videos verweisen auf die Umfrage, auf die Entscheidung am nächsten Tag sowie auf die Liveberichterstattung auf Facebook, Twitter und der Homepage des Mediums. Am Abend wird auf der Homepage sowie am nächsten Tag in der Zeitung ein Zwischenstand der Abstimmung präsentiert.

Tag der Entscheidung: Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken wird in einem Artikel für die Homepage zusammengefasst und in den sozialen Netzen geteilt. Am Abend berichtet ein Reporter die Entscheidung sowie die wichtigsten Argumente der Mitglieder des Kino-Trägervereins live. Natürlich auf Twitter, Facebook und der Webseite des Mediums. Ein ausführlicher Text fasst für die Zeitungsausgabe des nächsten Tages die wichtigsten Infos der kompletten Berichterstattung zusammen. Alle Inhalte werden in Form eines Dossiers auf einer Sonderseite im Internet zusammengefasst und unter einer eigenen URL präsentiert. Diese URL dient zugleich in der Zeitung als Online-Tipp.

Die Leser-Kommentare auf der Homepage des Mediums und in den sozialen Netzen werden zu einem „Nachdreher“ zusammengefasst, woraus sich gegebenenfalls neue Aspekte des Themas entwickeln … Sollte das so sein, geht die Geschichte einfach weiter, und weiter, und weiter …

Ressourcen: Was sollen wir denn noch alles machen? Für den themenführenden Reporter hält sich der Aufwand in sehr überschaubaren Grenzen. Er schreibt Teaser, seinen üblichen Text, fasst die Ergebnisse zusammen und teilt seine Berichte in den sozialen Netzwerken. Für die Umfrage und das Video erhält er Unterstützung aus der Digital-Redaktion, wobei das audiovisuelle Format mit drei Stunden Produktionszeit die meisten Ressourcen in Anspruch nimmt. Das Anlegen und Auswerten der Umfrage benötigt etwa 15 Minuten.

Das Geheimnis der ressourcenschonenden Publikation ist eine genaue Planung am Anfang des Prozesses. Alle Beteiligten klären bereits vor dem Wochenende möglichst präzise, was wann passiert. Welches Format wird auf welchen Kanälen von wem bespielt? Sowohl das Thema als auch ein Publikationsplan, der das Besprochene für alle transparent protokolliert, wird in einem geeigneten Planungsprogramm notiert.

Wozu das alles? Leser und Besucher des Mediums nehmen von Beginn an an der Berichterstattung teil, sie werden durch das Thema begleitet, erhalten Interaktionsangebote und Anreize, das Medium mehrfach zu besuchen (Leserbindung/Visits). Die Berichterstattung erfolgt in verständlichen Portionen, wobei die Reporter immer wieder neu die Möglichkeit haben, auf Entwicklungen zu reagieren. Die Gefahr, wichtige Aspekte des Themas außer Acht zu alssen, sinkt durch die Einbindung der Community.

Interaktive Karten sind mittlerweile Standard im digitalen Lokal-Journalismus

Es ist noch gar nicht lange her, da hätten wir die Erstellung einer interaktiven Karte mithilfe von Google-Maps als Meilenstein der digitalen Berichterstattung gefeiert. Unterdessen ist es längst Standard. Gestern kurz in der Redaktionskonferenz besprochen „da böte sich doch eine Karte an!“ „Klar, mache ich“, lautete die Antwort. Kein Zucken, kein Zögern, keine fragenden Gesichter.  Statdessen diese Grafik zu den Parkplätzen für Fahrräder in Würzburg.

Weitere lokale Grafiken auf mainpost.de

Hohes Interesse am Umbau einer Schleuse in Würzburg

Lokale Themen haben eine hohe Relevanz, auch wenn sie als Videoformat aufgearbeitet werden. Bestes Beispiel ist der Bericht des Kollegen Stefan Pompetzki, der die Sanierungsarbeiten an einer Main-Schleuse in Würzburg dokumentierte. Das Video wurde innerhalb weniger Tage rund 1500 angesehen. Im Vergleich zu den Reichweiten auf lokale Artikel, die weder Unfälle noch Sex&Crime zum Thema haben, ist das ein enormer Wert.

Wie berichten wir über die Eröffnung eines Modehauses?

Längere Diskussionen führten wir in der Redaktion, ob die Berichterstattung über die Eröffnung einer Modehauskette tatsächlich derart umfangreich ausfallen sollte: Aufmacher, Foto und (darum ging es) auch noch ein Videobericht. Die Argumentationslinien verliefen eindeutig von „Wir haben es doch vermeldet und so viel los ist nicht“ zu „In einer bestimmten Zielgruppe ist das Modehaus ein sehr relevantes Thema“. Am Ende entschieden wir uns für das Video, das sowohl auf mainpost.de wie auf unseren Facebook-Seiten gepostet wurde.