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10 Regeln für crossemdiales Publizieren

Ja, gut: Zweiquellen-Recherche, sauber zitieren, W-Fragen beantworten – das gehört zum Handwerk jeden Reporters. Mit der Digitalisiserung von Informationen und der damit verbunden Medienvielfalt sind noch ein paar Regeln dazu gekommen.

Auch auf die Gefahr hin, offene Türen einzurennen, habe ich sie nachfolgend mal zusammengefasst. Wer Ergänzungen hat oder denkt, das sei der totale Schwachsinn, dem steht das Kommentarfeld gerne offen … allen anderen natürlich auch.

1. Themen frühzeitig crossmedial planen – Wer mehere Medien und Medienformate bedienen muss, braucht für seine Geschichte mehr Zeit. Ein paar Telefonate, vielleicht Fotograf rausschicken, 80 Zeilen schreiben, und fertig ist der Lack, ist vorbei. Deswegen: Planung!

2. Frühzeitig überlegen, welche Publikationsformate sich anbieten: Text, Bild, Fotostrecken, O-Töne, O-Dokumente, Video, Liveticker, Grafik, interaktive Grafik, Posting in den sozialen Netzwerken … und sicher fallen uns noch ein paar ein. Aber keine Sorge. Die Regel, wer die Idee hat, muss sie auch umsetzen, gilt hier nicht mehr. Dafür gilt Regel 3!

3. Unterstützung einholen hinsichtlich der verschiedenen Formate. Wer crossmedial arbeitet, arbeitet in Teams. Selbst für die Erstellung von Fotostrecken reicht es nicht mehr aus, ein paar Fotos mehr zu machen. Fotostrecken sollten viele Menschen zeigen oder Fotoreportagen-Charakter haben. Und auch das schnelle Video mit dem iPhone mag für Facebook ausreichen – ein gutes Youtube-Video benötigt den Spezialisten.

4. Das eigene soziale Netzwerk in die Recherche und bei der Publikation einbeziehen. Viele Themen werden in den sozialen Medien bereits diskutiert, ehe wir Journalisten davon Wind bekommen. Auf der Suche nach Recherchetipps, Experten und Augenzeugenberichten helfen die sozialen Netzwerke oft weiter. Und sei es, dass man den Hinweis bekommt, dass die Story nur halb so neu ist wie man dachte.

5. Prüfen, ob es zu dem aktuellen Thema Archivmaterial gibt und dieses gegebenenfalls in die Recherche und Berichterstattung einbeziehen. Da das Netz bekanntlich nix vergisst, lohnt der Blick ins Archiv allemal. Jede Geschichte hat zumeist eine Vorgeschichte, auf die man sich beziehen kann. Außerdem ist es ein guter Service für Leser, die sich vielleicht über die 100 Zeilen hinaus für das Thema interessieren.

6. Internet-Recherche – liegt zwar auf der Hand, wird aber auch gerne vergessen. Wer mit Google-Operatoren umgehen kann, hat mit der Suchmaschine eine exzellente Recherchequelle.

7. Thema gut teasern. Wer gelesen werden will, muss um Aufmerksamkeit buhlen. Ein schmackhafter Teaser, der nicht satt macht, animiert zum Weiterlesen. Ein Teaser, der grob die Regeln der Suchmaschinenoptimierung beachtet, wird noch dazu im Netz gefunden.

8. Aussagekräftige Überschriften schreiben. Zwei Zeilen Anreißer, ein Thumbnail und die Überschrift müssen genügen, um die Aufmerksamkeit eines Lesers, der eigentlich gar nicht lesen will, zu erhaschen. Deswegen sollte in der Ü-Schrift stehen, worum es im Text geht. Hinsichtlich Suchmaschinenoptimierung gilt dasselbe wie für den Teaser.

9. Kommentare und Reaktionen aus den sozialen Netzwerken und auf der eigenen Webseite lesen, beantworten und ggf. überlegen, ob sich daraus weitere Geschichten oder gar eine ganze Serie ergeben.

10. Metadaten verwenden! Einerlei ob Bild, Text, Video oder Grafik – Informationen müssen auch Informationen über sich selbst mitführen: Geo-Daten, Schlagwörter, Personen und Organisationen im Text sollten als Metadaten mitgegeben werden. Das erleichtert unter anderem das Finden der Infos bei mobilen Applikationen, das Zusammenführen verwandter Themen und hilft dem Nutzer, weitere Infos zu finden.

Also, das sind jetzt mal 10 Regeln … was gibt’s noch?

Amazon startet deutsches Verlagsprogramm

Durchaus naheliegend. Wenn Facebook aus den Chroniken seiner User bereits Bücher produziert, warum soll das Amazon mit analogen Autoren nicht auch machen.

Schön auch immer wieder die Reaktionen der etablierten Verlage. Sie bezweifeln, ob Amazon die Rundum-Betreuung des Verlages für einen Autor leisten kann. Da würde ich mal das Heer der mitttel bis gering erfolgreichen Schreiberinnen und Schreiber hören, wie intensiv sich der Verlag um sie kümmert.

Internetriese Amazon startet deutsches Verlagsprogramm | MAIN-POST Nachrichten für Franken, Bayern und die Welt.

Wie berichten wir über die Eröffnung eines Modehauses?

Längere Diskussionen führten wir in der Redaktion, ob die Berichterstattung über die Eröffnung einer Modehauskette tatsächlich derart umfangreich ausfallen sollte: Aufmacher, Foto und (darum ging es) auch noch ein Videobericht. Die Argumentationslinien verliefen eindeutig von „Wir haben es doch vermeldet und so viel los ist nicht“ zu „In einer bestimmten Zielgruppe ist das Modehaus ein sehr relevantes Thema“. Am Ende entschieden wir uns für das Video, das sowohl auf mainpost.de wie auf unseren Facebook-Seiten gepostet wurde.

Fotostrecken schließen guten Jornalismus nicht aus

Muss ich mich dafür entschuldigen, dass wir mit Diaserien 30 Millionen Seitenaufrufe generieren? Fast kommt es mir so vor, als schämte sich eine ganze Branche dafür, dem Wunsch der Online-User nachzukommen, sich selbst auf Bildern im Netz zu sehen. Erst kürzlich entschuldigte sich ein Kollege dafür, ausnahmsweise – weil Fasching ist – mal wieder jede Menge Diaserien ins Netz zu stellen. Sonst machen wir online ja ernsthaften Journalismus, schwang im Subtext der Äußerung mit.

Ein Kollege ergänzte: „Wir machen kaum noch Diaserien“, betonte er stolz. Gleichzeitig schauen wir bewundernt auf jene Online-Redaktonen, die mit Suchmaschinenoptimierung etliche unterschiedliche Besucher aus ganz Deutschland auf ihre regionales Angebot ziehen. Journalistisch wertvoll? Wohl kaum, hier geht es um Vermarktung, was okay ist, sofern man darauf setzt, immer mal wieder einzelne Besucher, die sich normalerweise nie auf dem eigenen Webangebot tummeln, an Land zu ziehen.
Ich setze darauf, mit dem Webangebot für die Menschen aus der Region attraktiv zu sein. Und dazu gehören Bilder von den Veranstaltungen zwischen Fasching, Weinfest und Stadtmarathon dazu. Damit gewinnen wir keine Journalistenpreise, wohl wahr. Aber wir schaffen ein attraktives Umfeld, in dem guter Journalismus ein entsprechendes Publikum findet.
Apropos: Nehmen wir aus den Lokalteilen unserer Qualitätsmedien mal den User Generated Content und die Vereins- und Ehrungsbilder raus – ich weiß nicht, wie lange sich das die Leser gefallen liesen und wie lange wir noch Raum für guten Journalismus fänden.

Siehe auch hier: http://23thesen.tumblr.com/post/85009679697/17-fotostrecken-sind-vollig-unterschatzt

Sorry, musste ich einfach mal los werden!

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