Mitte März 2014 fanden hier in Bayern Kommunalwahlen statt. Natürlich auch in Unterfranken, ungefähr dem Verbreitungsgebiet der Main-Post, für die ich freiberuflich arbeite. Die neugewählten Stadt- und Gemeinderäte saßen meist ab dem 2. Mai in den Rathäusern. In Würzburg wurden in den ersten Wochen in einer Sitzung bestimmt, welche Stadträte Posten in Aufsichtsräten der kommunalen Gesellschaften bekommen — Ämter, die meist mit einer mehr oder weniger hohen Aufwandsentschädigung einhergehen.
In der Lokalredaktion Würzburg kam die Frage auf, wie viel denn die Stadtratsmitglieder denn so im Monat durch die Tätigkeit in Aufsichtsräten verdienen — ein Fall für den Datenjournalisten.
Pläne und Probleme
In Würzburg gibt es 50 ehrenamtliche und vier berufsmäßige Stadtratsmitglieder, dazu noch den Oberbürgermeister. Auf der anderen Seiten sind Posten in 12 Ausschüssen und und 15 kommunalen Gesellschaften zu vergeben. Das ergibt 1485 mögliche Verbindungen. Zu viel, um sie im im recht begrenzten Layout von mainpost.de abzubilden. Erschwert wurde eine Darstellung durch den Umstand, dass viele Verbindungen unterschiedlich behandelt werden müssen. Für die Ausschüsse bekommen die Stadträte kein Geld, der Verdienst des Oberbürgermeisters ist gedeckelt, usw.
Erst hatte ich überlegt, eine interaktive Grafik zu entwerfen, in der man zwischen verschiedene Darstellungen umschalten kann. Da kam ein grundsätzliches Problem ins Spiel — die Zeit. Innerhalb der Online-Redaktion habe ich im Normalfall leider nur ein recht begrenztes Zeitbudget für Datenjournalismus. Also musste ich bei den Features abspecken und die angezeigten Daten reduzieren.
Darum beschloss ich, mich auf die ehrenamtlichen Stadtratsmitglieder — „Die Leute, die man gewählt hat“ — und auf die kommunalen Gesellschaften zu beschränken.
Ein erster naiver Entwurf sah vor, die Stadträte und Gesellschaften links und rechts gegenüberzustellen und die Verbindungen darzustellen, wenn man mit der Maus darüber fährt. Doch die Anzahl von 50 Stadtratsmitgliedern brauchte einfach zu viel Platz. Also musste ein anderer Visualiserungsansatz her.
In solchen Fällen ist es gut, wenn man in den vielen Beispielen auf der Website von D3.js stöbert, der Javascript-Bibliothek für Visualierungen — ein Quell der Inspiration. Da bin ich schnell auf eine passende Darstellungsform gestoßen — das Chord-Diagramm. Eine weitere Recherche nach Anwendungsbeispielen dieser Chord-Diagramme brachte mir einen Volltreffer: Der Berliner Dominik Henn hat mit der gleichen Technik die Verbindungen zwischen Bundestagsabgeordneten und Aufsichtsräten visualisiert. Von diesem großartigen Projekt konnte ich mir einige Ideen holen, Danke an Dominik dafür an dieser Stelle.
Das Konzept war nun so weit klar, im zweiten Teil wird es um die technische Umsetzung des Projekts gehen …