Die Europäische Union über Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Union, eine Vielzahl von offenen Daten an — eine wunderbare Quelle für Datenjournalismus.
Nein, das ist nicht ganz korrekt — es wäre eine wunderbare Quelle für Datenjournalismus, wenn man sich darauf verlassen könnte, dass die Daten bei Eurostat auch korrekt sind.
Eines darf man an der Stelle nicht vergessen: Eurostat wacht über Zahlen für das „Verfahren bei einem makroökonomischen Ungleichgewicht“ — die Schlagworte „Euro-Krise“ und „Griechenland“ winken einem an dieser Stelle freudig zu. Laut Pressemitteilung der Europäischen Kommission ist das die Aufgabe das Amts:
Eurostat wird für die Überwachung der Einhaltung der Qualitätsanforderungen für die von den Mitgliedstaaten vorgelegten Statistiken sowie für die Verbreitung dieser Daten zuständig sein.
Dann schauen wir doch mal dir Qualität der Daten an. Wie hoch ist und war denn der durchschnittliche natürliche Alkoholgehalt der Weine den europäischen Anbaugebieten? Die Suche nach „Weinbau“ in der Datenbank von Eurostat liefert auch eine passende Tabelle — in der man besorgniserregende Zahlen findet. Im Jahr 2008 lag der durchschnittliche Alkoholgehalt im Wein meiner fränkischen Heimat bei 84 Prozent! Das erklärt im Nachhinein einiges!
Acht Jahre zuvor waren es noch 11,90 Prozent. Und da ich mich im Jahr 2008 nach einem Glas Wein nicht betrunkener gefühlt habe als im Jahr 2000, bedeutet das, dass ich in den Jahren dazwischen dermaßen viel getrunken gesoffen habe, dass mir ein Glas voll Strohrum mir nicht mehr ausgemacht hat als ein Schoppen leichten Silvaners einige Jahre zuvor.
Eine andere Theorie, die mir deutlich mehr zusagt: Die Daten sind Müll! Was aber kein gutes Licht auf Eurostat wirft. Was bringt mir der größte Datenschatz, wenn ich sehr misstrauisch sein muss, ob die Zahlen überhaupt stimmen? In diesem Fall war der Fehler recht offensichtlich, aber statt den falschen 84,00 Prozent hätten da auch ebenso falsche 12,50 Prozent stehen können. Starker Wein — aber nicht unmöglich. Und wenn man dann ohne weitere Recherche eine Geschichte über den immer alkoholreicheren Wein in Deutschland schreibt, steht man blöd da.
Darum auch beim Datenjournalismus — eine zweite, unabhängige Quelle befragen. Aber da hört es mit offenen Daten auch oft schnell wieder auf und „Von-Hand-Recherche“ ist gefragt.
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